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10 koreanische Wörter, die schwer zu übersetzen sind

Andere Länder, andere Sitten. Diese deutsche Redewendung hast du bestimmt schon gehört – und da ist auch etwas dran. Mit anderen Sitten und Gebräuchen wirst du zwangsläufig konfrontiert, wenn du Koreanisch lernen willst. Viele Dinge erscheinen uns so fremd, dass wir auf unserer ersten Korea-Reise oft erstaunt werden – und das liegt nicht nur an den zehn schönsten Sehenswürdigkeiten in Südkorea.

Aber nicht nur die Kultur an sich hat einige Eigenarten, sondern auch die Sprache hat über die Jahrhunderte bestimmte Worte entwickelt, die uns fremd sind. Viele davon kann man eigentlich gar nicht richtig ins Deutsche übersetzen, da wir kein passendes Wort dafür kennen. Die koreanische Sprache ist reich an Nuancen und kulturellen Einflüssen, die sich oft nicht leicht in andere Sprachen übertragen lassen.

Selbst wenn wir die simple Übersetzung kennen, reicht sie oft nicht aus, da die Worte tief in der Identität eines Landes verwurzelt sind. Eine Emotion lässt sich schließlich schlecht übersetzen.

In diesem Artikel werde ich dir deshalb einige koreanische Wörter zeigen, die besonders schwer ins Deutsche zu übersetzen sind. Meistens enthalten sie koreanische Eigenschaften, Emotionen, kulturelle Ausdrücke oder Phänomene, die wir als Außenstehende nicht nachvollziehen können und deshalb nicht verstehen. Sie sind einzigartig und tragen zur kulturellen Identität des Landes bei.

Han (한) – Tiefes, unerklärliches Gefühl von Trauer und Wut

Das koreanisch Wort „Han“ ist eines der Wörter, die am schwierigsten zu übersetzen sind. Es beschreibt ein tiefes, unerklärliches Gefühl von Trauer, Resignation und Bitterkeit, das oft durch Leid oder Ungerechtigkeit entsteht. Man kann sagen, dass es eine Mischung aus Traurigkeit, Wut und einem tiefen Verlangen nach Veränderung ausdrückt.

Dieses Gefühl ist aufgrund der Geschichte tief in der koreanischen Gesellschaft verankert. Besonders zwei Ereignisse tragen zum kollektiven koreanischen Schmerz bei:

  1. Die Besetzung und Kolonialisierung Koreas durch Japan von 1910 bis 1945
  2. Die Teilung Koreas nach dem Zweiten Weltkrieg

Han ist also auch ein Ausdruck der kollektiven Trauer über erlittenes Unrecht und eine Erinnerung an die Leiden der Vergangenheit.

Jeong (정) – Tiefe Verbundenheit und Zuneigung

„Jeong“ hat im Gegensatz zum vorherigen Wort eine positive Bedeutung. Es drückt ein Gefühl von Verbundenheit, Zuneigung und Loyalität aus. In Korea hat die Familie eine besondere Bedeutung im Leben. Deshalb wird Jeong oft verwendet, um die starken Bindungen zwischen Familienmitgliedern zu beschreiben. Aber auch bei Freunden und sogar Landsleuten ist es möglich.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass Jeong nicht nur die pure Liebe bedeutet, sondern auch Respekt und Fürsorge füreinander.

Wenn du „Saranghae“ (Koreanisch: Ich liebe dich) kennt, fragst du dich vielleicht, ob es einen Unterschied gibt. Während „Saranghae“ Liebe ausdrückt, steht „Jeong“ für eine tiefe Bindung, Zuneigung und Loyalität. Dieses Wort beschreibt starke Verbindungen innerhalb der Familie, zwischen Freunden und Mitbürgern. Es symbolisiert nicht nur Liebe, sondern auch Respekt und Fürsorglichkeit.

Nunchi (눈치) – Fähigkeit, die Stimmung anderer zu erfassen

Eine ganz andere Bedeutung hat das Wort „Nunchi“. Es beschreibt nämlich die Fähigkeit, die Stimmungen und Bedürfnisse anderer Menschen zu erfassen. Im Deutschen würde man wahrscheinlich Gespür oder Intuition dazu sagen. Nunchi ist grob gesagt also eine Art Gespür, den anderen Menschen zu verstehen, ohne, dass er sich explizit ausdrückt.

Nunchi ist in der koreanischen Kultur von großer Bedeutung, da es hilft, harmonische Beziehungen zu pflegen.

Pali-pali (빨리빨리) – Mentalität der Eile

Das Wort „Pali-pali“ bedeutet wörtlich „schnell, schnell“ und drückt die Mentalität der Eile oder des schnellen Handelns aus. Es ist ein Ausdruck dafür, wie in der koreanischen Gesellschaft oft der Druck besteht, Aufgaben schnell zu erledigen und effizient zu sein. Pali-pali ist ein häufig verwendetes Wort, um den Arbeitsstil und die Erwartungen in vielen Aspekten des koreanischen Lebens zu beschreiben.

Gireum (기름) – Innere Stärke und Kraft

Mit „Gireum“ ist eine Art innere Stärke und Kraft gemeint. Diese entsteht durch Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit. Du musst quasi deine Schwierigkeiten und Herausforderungen überwinden. Diese innere Kraft aber nicht mit „Ki“ verwechseln, aber zu diesem Begriff komme ich gleich noch.

Dieses Konzept des Durchhaltens ist wichtig in der koreanischen Gesellschaft. Koreaner wollen nicht bei den kleinsten Hürden aufgeben und konzentrieren sich stattdessen auf ihr Gireum.

Aigoo (아이구) – Ausdruck der Überraschung oder Frustration

„Aigoo“ ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen. So kann er ein Ausdruck des Erstaunens, der Frustration oder der Überraschung sein. Das ist eine ganze Bandbreite an Bedeutungen. Aigoo wird in der Regel also verwendet, um Unzufriedenheit, Bedauern oder sogar Belustigung auszudrücken.

Beachte also bei der Verwendung, dass dein Gesprächspartner den Kontext versteht. Ansonsten können leicht Missverständnisse entstehen. Zum besseren Verständnis, möchte ich dir ein paar Beispielsätze zeigen, die die Verwendung von Aigoo verdeutlichen:

  • 아이구, 왜 이렇게 늦게 왔어요?
    Aigoo, warum bist du so spät gekommen?
  • 아이구, 이거 진짜 어렵다!
    Aigoo, das ist wirklich schwierig!
  • 아이구, 정말 놀라워요!
    Aigoo, das ist wirklich erstaunlich!
  • 아이구, 또 장난하다니까요!
    Aigoo, du machst schon wieder Witze!
  • 아이구, 이렇게 많은 사람들이 다니니까요.
    Aigoo, schau mal, wie viele Leute hier sind.

Hwabyeong (화병) – Erkrankung durch unterdrückten Ärger

Ein inneres Gleichgewicht (Yin Yang) ist wichtig für den Körper. Es verhindert, dass man krank wird, z.B. durch Hwabyeong.
Ein inneres Gleichgewicht (Yin Yang) ist wichtig für den Körper. Es verhindert, dass man krank wird, z.B. durch Hwabyeong.

Unterdrückst du deinen Ärger oder hast andere emotionale Belastungen, dann kann es ganz leicht passieren, dass du „Hwabyeong“ bekommst. Dieser koreanische Begriff beschreibt genau diese innere Unruhe, die du durch hohe Belastungen bekommst.

Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen treten dabei auf. Damit ist also nicht zu spaßen.

Erkrankt jemand in Korea an Hwabyeong, kann ihm ein Arzt der traditionellen koreanischen Medizin helfen. Dieser wird oft als „Hanyak“ (한약) oder „Hanui“ (한의) bezeichnet, was sich auf traditionelle koreanische Medizinpraktiker oder Kräuterkundige bezieht. Unterdrückte Emotionen führen zu Ungleichgewichten und körperlichen Beschwerden. Dieser Arzt würde sich also darauf konzentrieren, die Gesamtbalance wiederherzustellen, indem er Kräuter, Akupunktur oder andere traditionelle Heilmethoden anwendet. Allerdings ist auch die westliche Medizin in Korea weit verbreitet. Viele Koreaner würden also auch einfach einen Psychologen oder Psychiater aufsuchen.

Jjang (짱) – Bezeichnung für den Besten oder Anführer

Das Wort „Jjang“ gehört zu den 10 koreanischen Slang-Ausdrücken, die du im koreanischen Alltag brauchst – aber mit einer anderen Bedeutung. In unserer Liste der schwer übersetzbaren Wörter wird es verwendet, um jemanden als den Besten, den Anführer oder den König in einer bestimmten Sache zu bezeichnen.

Benutzt du es im Alltag, drückst du deinem Gegenüber Bewunderung aus. Beachte aber, dass es nur im informellen Kontext benutzt wird. Von nun an kannst du also deinen koreanischen Freunden auf cooler Art und Weise Respekt und Anerkennung entgegen bringen.

Banchan (반찬) – Verschiedene Beilagen einer koreanischen Mahlzeit

Banchan bezeichnet im Koreanischen die vielen verschiedene Beilagen einer koreanischen Mahlzeit.
Banchan bezeichnet im Koreanischen die vielen verschiedene Beilagen einer koreanischen Mahlzeit.

Wenn du Asien kennst, dann weißt du vielleicht schon, dass Asiaten gerne den ganzen Tisch mit kleinen Tellerchen mit Essen voll haben. Koreaner sind da nicht anders. Das Wort „Banchan“ bezieht sich dabei auf die verschiedenen Beilagen, die traditionell zu einer koreanischen Mahlzeit serviert werden. Meistens handelt es sich dabei um Gemüsebeilagen. Banchan kann aber auch Tofu, Kimchi oder eine andere Beilage sein.

Hast du übrigens Lust selber mal Koreanisch zu kochen, kannst du dir das großartige Kochbuch Kimchi Princess* von Young-Mi Park-Snowden zulegen. Sie ist selber Restaurantbesitzerin in Deutschland und zeigt dir in ihrem Buch authentische koreanische Gerichte. Was George Clooney mit ihrem Restaurant zu tun hat, erfährst du dort übrigens auch…

Hier sind drei der beliebtesten Banchan:

  1. Kimchi (김치): Kimchi ist wohl das bekannteste und beliebteste Banchan. Es handelt sich um fermentierten Chinakohl oder andere Gemüsesorten, die mit einer würzigen Mischung aus Chilipulver, Knoblauch, Ingwer, Fischsauce und anderen Zutaten eingelegt werden. Es gibt viele verschiedene Variationen von Kimchi.
  2. Namul (나물): Namul sind verschiedene Arten von blanchiertem oder gedünstetem Gemüse, die mit Sesamöl und anderen Gewürzen gewürzt werden. Zu den beliebten Namul-Sorten gehören Spinat (Sigeumchi Namul), Farnkraut (Gosari Namul), und Giersch (Minari Namul).
  3. Kongnamul Muchim (콩나물 무침): Kongnamul sind Mungobohnensprossen, die zu einem knackigen Salat zubereitet werden. Dieses Banchan ist leicht und erfrischend und wird gerne zu Reisgerichten serviert.

Ki (기) – Lebensenergie, die dich durchströmt

Ki ist die innere Lebenskraft, die durch uns fließt. In unserer Kultur haben wir keine direkte Übersetzung dafür.
Ki ist die innere Lebenskraft, die durch uns fließt. In unserer Kultur haben wir keine direkte Übersetzung dafür.

Das koreanische Wort „Ki“ kennst du vielleicht schon, wenn du alte Kampffilme aus China kennst – besonders Filme aus Hongkong nahmen dieses Konzept gerne auf. Aber auch heute noch kennt man den Begriff z.B. im Bezug auf die Kraft der Shaolin-Mönche oder auch aus der Popkultur wie aus vielen beliebten japanischen Anime-Serien oder auch Anime-Filmen. Im Chinesischen hat „Qi“ (气) den gleichen hohen Stellenwert, wie Ki in Korea. Gemeint ist in beiden Fällen einfach das Gleiche, mit einer leicht anderen Aussprache.

Es beschreibt das Gefühl der Kraft oder der Energie, die einen durchfließt. Es ist auch die Lebensenergie damit gemeint oder die allgemeine energetische Präsenz im Körper. Wortwörtlich übersetzen kann man Ki aber nicht, da es bei uns kein einziges Wort gibt, das die gleiche Bedeutung und emotionale Tiefe hat.

Fazit – Sprache und Kultur sind untrennbar

Wie du gesehen hast, bietet die koreanische Sprache eine Vielzahl von Wörtern, die sich schwer ins Deutsche übersetzen lassen. Grund dafür ist, dass sie so tief in der koreanischen Kultur und Geschichte verwurzelt sind, dass sie ein Außenstehender kaum begreift. Dabei habe ich dir nur eine kleine Auswahl gegeben. Natürlich gibt es noch viele weitere.

Obwohl ich versucht habe sie so gut wie möglich zu übersetzen, kann die Bedeutung dennoch nicht 100%ig genau wiedergegeben werden. Trotzdem ermöglichen uns diese Wörter einen kleinen Einblick in die koreanische Kultur zu gewinnen. Auch die Nuancen und Schönheit der Sprache werden sichtbar.

Ich hoffe ich konnte dir zeigen, dass in Korea Sprache und Kultur untrennbar miteinander verbunden sind. Je besser du die koreanische Sprache beherrschst, desto tiefer wirst du auch in die Kultur eintauchen können.