Koreanisch ist eine Sprache voller Nuancen und Facetten. Sie ist dem stetigen Einfluss (meist aus dem Westen) ausgesetzt und ist daher immer im Wandel. Besonders der koreanische Slang ändert sich häufig. Was es aber schon seit vielen Jahrhunderten gibt, sind die verschiedenen koreanischen Dialekte.
Die Standardisierung der koreanischen Sprache im 20. Jahrhundert hat dazu beigetragen, die Verwendung des Standardkoreanischen zu fördern und die Unterschiede zwischen den Dialekten zu mildern. Trotzdem sind Dialekte immer noch ein integraler Bestandteil der kulturellen Vielfalt Koreas.
Deshalb werfen wir einen Blick auf einige der markantesten koreanischen Dialekte, denen du vielleicht auf deiner Reise nach Korea begegnen wirst. Möchtest du nur eine Reise nach Seoul planen, dann wirst du wahrscheinlich nur mit dem Seoul-Dialekt in Kontakt kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie viele Dialekte gibt es in Korea?
- Welchen Dialekt spricht man, wenn man Koreanisch lernt?
- Kann man alle koreanischen Dialekte verstehen?
- Weitverbreitete koreanische Dialekte
- Seoul-Dialekt: Der Standard
- Jeolla-Dialekt: Die poetische Sprache des Südwestens
- Gyeongsang-Dialekt: Der kräftige Slang
- Chungcheong-Dialekt: Der Mittelpunkt Koreas
- Hamgyong-Dialekt: Nordkoreanischer Einfluss
- Pyongan-Dialekt: Nordwestliche Schwingungen
- Hwanghae-Dialekt: Westkoreanischer Charme
- Gangwon-Dialekt: Die Berg- und Küstennoten
- Jeju-Dialekt: Die Insel-Melodie
- Fazit: Kulturelle Einheit trotz sprachlicher Vielfalt
Wie viele Dialekte gibt es in Korea?
In Korea gibt es ziemlich viele Dialekte. Tatsächlich kann die Anzahl variieren, je nachdem, welche Klassifizierung man nimmt und wie man Dialekt genau definiert. Dennoch können alle koreanischen Dialekte grob in die folgenden acht Hauptgruppen eingeteilt werden:
- Jeolla-Dialekte:
Dies umfasst Dialekte aus den Provinzen Jeollanam-do und Jeollabuk-do im Südwesten Koreas. Diese Dialekte haben oft eine melodische und poetische Qualität. - Gyeongsang-Dialekte:
Diese stammen aus den Regionen Gyeongsangnam-do und Gyeongsangbuk-do im Südosten Koreas. Diese Dialekte sind bekannt für ihre energische und kraftvolle Aussprache. - Chungcheong-Dialekte:
Dazu gehören Dialekte aus den Provinzen Chungcheongnam-do und Chungcheongbuk-do in der zentralen Region Koreas. - Hamgyong-Dialekt:
Dieser Dialekt stammt aus der Provinz Hamgyong in Nordkorea. Aufgrund der politischen Situation gibt es weniger Zugang zu Informationen über diesen Dialekt. - Pyongan-Dialekte:
Diese kommen aus den Provinzen Pyongan-namdo und Pyongan-bukdo im Westen Koreas. - Hwanghae-Dialekte:
Diese stammen aus den Provinzen Hwanghae-namdo und Hwanghae-bukdo im Westen Koreas. - Gangwon-Dialekte:
Diese kommen aus der Provinz Gangwon-do im Nordosten Koreas. - Jeju-Dialekt:
Dies ist der Dialekt von Jeju-Island und unterscheidet sich erheblich von den Dialekten auf dem Festland.
Wie gesagt, sind das aber nur die Hauptgruppen. Es gibt noch viel mehr kleinere regionale Dialekte, die aber auf Städte oder bestimmte kleinere Gebiete beschränkt sind.
Welchen Dialekt spricht man, wenn man Koreanisch lernt?
Wenn du Koreanisch lernst, ist der Fokus in der Regel auf dem sogenannten Standardkoreanisch. Dies wird auch „Hankukmal“ oder „Seoulmal“ genannt. Standardkoreanisch basiert auf dem Seoul-Dialekt und wird als die Standardform der koreanischen Sprache betrachtet.
Lernst du mit guten Koreanisch-Lehrbüchern, Koreanisch-Hörbüchern oder sonstigen Online-Materialien wie Koreanisch Lern-Apps, kannst du dir ziemlich sicher sein, dass Standardkoreanisch verwendet wird.
Die bekanntesten Koreanisch-Programme, wie die kostenlose KoreanClass101.com Plattform, bieten ausnahmslos nur Standardkoreanisch an.
Kann man alle koreanischen Dialekte verstehen?
Obwohl Standardkoreanisch die Lehr- und Verkehrssprache in Südkorea ist, kann es dennoch manchmal schwierig sein, alle koreanischen Dialekte zu verstehen.
Mal Hand aufs Herz – Selbst als Deutscher, der Hochdeutsch spricht, versteht man nicht unbedingt starke Dialekte wie Schwäbisch, Plattdeutsch, Bayerisch, Fränkisch und Co. Lernst du Koreanisch, bist du sogar noch Ausländer und kannst dementsprechend koreanische Dialekte noch weniger verstehen.
Teilweise gibt es erhebliche Unterschiede in der Aussprache, Wortwahl und Grammatik, sodass es selbst für Muttersprachler schwierig sein kann, Dialekte außerhalb ihrer Region vollständig zu verstehen. Das gilt besonders für den Jeju-Dialekt, der sich stark von den übrigen Dialekten unterscheidet und für Sprecher anderer Dialekte normalerweise nicht verständlich ist!
Willst du unbedingt einen besonderen koreanischen Dialekt erlernen, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als einen Privatlehrer aus dieser Region zu suchen. Das klappt zum Glück mit der Sprachlern-App italki sehr gut. Dort gibt es sehr viele günstige Online-Koreanischlehrer, die dir dabei helfen können.
Aber keine Angst, denn auch wenn du Standardkoreanisch lernst, wirst du in der Lage sein, dich mit den meisten Koreanern zu verständigen, da dies die allgemein akzeptierte und verstandene Form ist.
Weitverbreitete koreanische Dialekte
Ich möchte dir nun einen kleinen Einblick in die koreanischen Dialekte geben, die am weitesten verbreitet sind. Dabei gehe ich sowohl auf Süd- als auch auf Nordkorea ein. Die Standardsprache im Norden ist übrigens Munhwaŏ (문화어) und beruht auf dem Pyongan-Dialekt. Die des Südens hingegen beruht auf dem Dialekt rund um Seoul.
Seoul-Dialekt: Der Standard

Aufgrund der Bedeutung der Hauptstadt, wenn es um den wirtschaftlichen Einfluss und die zentrale Lage geht, betrachten die meisten Koreaner den Seoul-Dialekt als „Standard-Dialekt“ (auch „Hankukmal“ oder „Pyojuneo“ genannt). Er wird allgemein als einfach und leicht verständlich wahrgenommen. Das ist auch ein Grund, wieso er als Verkehrssprache in Südkorea gilt.
Wenn du ein Fan von K-Dramen oder dem berühmten K-Pop bist, hast du sicherlich schon zahlreiche Male den Seoul-Dialekt in Aktion erlebt. Du kannst übrigens mit K-Pop einfach Koreanisch lernen. In den koreanischen Unterhaltungsmedien ist der Seoul-Dialekt nämlich besonders präsent, damit er von einem breiten Publikum verstanden wird. Quasi alle der berühmtesten K-Pop Bands benutzen ausschließlich diesen Dialekt.
Die klare Aussprache und die einfache Struktur machen den Seoul-Dialekt nicht nur für Koreaner selber, sondern auch für alle Koreanisch-Lerner zugänglich.
Jeolla-Dialekt: Die poetische Sprache des Südwestens

Im Südwesten gibt es den Jeolla-Dialekt. Dieser Dialekt wird oft als poetisch und melodisch beschrieben – und das aus gutem Grund. Die Sprecher dieses Dialekts setzen Wörter mit einer klangvollen Intonation in Szene und neigen dazu, metaphorische Ausdrücke zu verwenden, die eine besondere Tiefe verleihen.
Koreaner empfinden den Dialekt als sehr kunstvoll. Er ist Sinnbild für die Schönheit der koreanischen Sprache. Kein Wunder also, wieso die Region eine reiche kulturelle Geschichte hat.
Nicht nur in den Dörfern und Städten der Jeolla-Region ist dieser Dialekt präsent. Auch in der Popkultur hat er seinen Platz gefunden. Von traditioneller Musik bis hin zu zeitgenössischem Kino ist die Melodie des Jeolla-Dialekts ein wichtiger Bestandteil der koreanischen Kulturlandschaft.
Gyeongsang-Dialekt: Der kräftige Slang

Der Gyeongsang-Dialekt stammt aus der gleichnamigen Region im Südosten des Landes. Wenn du ihn hörst, fällt dir sofort auf wie lebendig sich dieser Dialekt anhört. Das liegt daran, dass er nicht nur schnell gesprochen wird, sondern auch die Betonung besonders auf den Endsilben der Wörter liegt. Das Resultat ist ein Dialekt, der eine gewisse Dringlichkeit und kraftvolle Intensität ausstrahlt.
Außerdem neigt der Gyeongsang-Dialekt dazu, einige grammatikalische Eigenheiten und Ausdrücke zu verwenden. Diese sind in den anderen Teilen des Landes nicht üblich. Das verleiht dem Gyeongsang-Dialekt einen besonderen „Slang-Charakter“ – wobei Slang hier nicht negativ gemeint ist.
Chungcheong-Dialekt: Der Mittelpunkt Koreas

In der zentralen Region Koreas ist der Chungcheong-Dialekt beheimatet. Genauso neutral wie die Region (in der Mitte Koreas), ist auch der Dialekt. Er wird oft als eine Mischung aus dem Seoul-Dialekt und einigen regionalen Eigenheiten beschrieben. Diese Mischung verleiht dem Dialekt deshalb eine Art ausgleichende Charakteristik.
Durch die Ähnlichkeiten mit dem Seoul-Dialekt, kannst du ihn wahrscheinlich auch verstehen, wenn du Koreanisch sprichst. Die Sprecher dieses Dialekts gelten oft als gute Vermittler zwischen den verschiedenen regionalen Dialekten.
Hamgyong-Dialekt: Nordkoreanischer Einfluss

Der Hamgyong-Dialekt hat seine Wurzeln im Nordosten Nordkoreas, in der Provinz Hamgyong. Aufgrund der geografischen (und vor allem politischen-) Lage weiß man noch relativ wenig über diesen Dialekt.
Was man weiß ist, dass es wahrscheinlich Unterschiede im Vokabular, der Aussprache und möglicherweise auch in der Grammatik im Vergleich zum Standardkoreanischen oder anderen regionalen Dialekten gibt. Wenn ein Koreaner also aus Seoul stammt, kann es sein, dass er nicht viel versteht, wenn sein Gegenüber im Hamgyong-Dialekt spricht.
Auch, weil es generell einige Unterschiede zwischen Nordkoreanisch und Südkoreanisch gibt.
Pyongan-Dialekt: Nordwestliche Schwingungen

Werfen wir einen Blick auf den nordwestlichen Pyongan-Dialekt. In der gleichnamigen Provinz in Nordkorea dehnen die Sprecher dieses Dialekts ihre Sprache durch das Dehnen von Wörtern und die Betonung bestimmter Silben. Der Dialekt hört sich relativ melodisch an und durch die spezielle Aussprache ist der Sprachstil einzigartig in ganz Korea.
Hwanghae-Dialekt: Westkoreanischer Charme

Den Hwanghae-Dialekt spricht man in der nordkoreanischen Provinz Hwanghae im Südwesten des Landes. Der Klang dieses Dialekts nimmt man oft als sanft wahr. Die Sprecher neigen zu einer besonders weichen Art zu sprechen und Konsonanten werden mit einer gewissen Zartheit ausgedrückt.
Wie bei vielen Dialekten gibt es auch innerhalb des Hwanghae-Dialekts Variationen, je nach genauer geografischer Lage in der Region.
Gangwon-Dialekt: Die Berg- und Küstennoten

Der koreanische Gangwon-Dialekt wird in der Provinz Gangwon-do in Südkorea gesprochen. Diese Region liegt im Nordosten der koreanischen Halbinsel und ist bekannt für ihre atemberaubende Natur, mit Bergen, Seen und der Ostküste.
Interessanterweise ist der Dialekt von einer entspannten und freundlichen Tonlage geprägt, die die Gelassenheit der Region widerspiegelt. Vielleicht ist das eine Art von „naturverbundenem“ Einfluss auf die Sprache.
Genauso kann man sagen, dass Sprecher des Gangwon-Dialekts oft auf bildhafte Ausdrücke setzen. Man bemerkt also, dass der Dialekt die enge Verbindung zwischen den dortigen Menschen und ihrer Umwelt unterstreicht.
Jeju-Dialekt: Die Insel-Melodie

Jeju ist die größte Insel Südkoreas und hat eine schreckliche Vergangenheit. Sie hat nicht nur eine wunderschöne Natur und beeindruckende Sehenswürdigkeiten zu bieten, sondern auch eine stark ausgeprägte lokale Identität. Der örtliche Jeju-Dialekt trägt seinen Teil dazu bei. Er ist also nicht nur irgendein Dialekt in Südkorea, sondern er verbindet die Bewohner Jejus zu einer Einheit.
Der Jeju-Dialekt zeichnet sich außerdem durch eine eher langsame Sprechweise aus, begleitet von einer starken Betonung bestimmter Silben. Dies verleiht dem Dialekt schon eine Art Rhythmus und eine Melodie.
Er ist den anderen Dialekten so unähnlich, dass selbst Koreaner ihn normalerweise nicht verstehen können!
Fazit: Kulturelle Einheit trotz sprachlicher Vielfalt
Wie du gesehen hast, gibt es allerhand Dialekte in Korea zu entdecken. Dabei habe ich noch gar nicht die vielen örtlichen Dialekte miteinbezogen, die man in kleineren Gegenden spricht.
Trotz dieser vielfältigen Dialekte gibt es bestimmte Gemeinsamkeiten, die die Koreaner miteinander verbinden. So bleibt die koreanische Schrift Hangul unabhängig vom Dialekt immer unverändert. Gut also, dass du Hangul in nur 30 Minuten lernen kannst. So kannst du zumindest überall in ganz Korea die Schrift verstehen. Die grundlegende Grammatik und Satzstruktur sind ebenfalls weitgehend konsistent.
Koreaner aus verschiedenen Regionen können sich außerdem dank des Standardkoreanischen problemlos verstehen und die kulturelle Identität bleibt trotz dieser sprachlichen Vielfalt erhalten. Dies unterstreicht die enge Verbindung zwischen Sprache und Kultur in Korea.